Polykrise: Was ist eine Polykrise?

In unserer schnelllebigen und komplexen Welt stoßen Unternehmen zunehmend auf das Phänomen der „Polykrise“. Dieser Begriff, der sich in den letzten Jahren in wirtschaftlichen und politischen Diskursen etabliert hat, beschreibt eine Situation, in der mehrere Krisen gleichzeitig oder in enger Abfolge auftreten und sich gegenseitig beeinflussen oder verstärken.

Hier finden Sie eine Definition des Begriffes Polykrise und wie er sich herleitet. Außerdem beleuchten wir, wo Polykrisen vorkommen, wie Sie Unternehmen treffen können und welche bekannten Beispiele es in der Vergangenheit gab.

Definition Polykrise: Herleitung und Ursprung

Das Wort „Polykrise“ setzt sich aus zwei Teilen zusammen: dem griechischen Präfix „Poly-“ und dem Wort „Krise“.

  1. Poly-: Dieses Präfix stammt aus dem Griechischen und bedeutet „viele“ oder „mehrere“. Es wird in der deutschen Sprache verwendet, um auf eine Vielzahl oder Mehrfachheit hinzuweisen. Beispiele für seine Verwendung in anderen Wörtern sind „Polyglott“ (vielsprachig) oder „Polymorph“ (vielgestaltig).
  2. Krise: Dieses Wort hat seine Wurzeln im Griechischen „krisis“, was ursprünglich „Entscheidung“ bedeutete. Im modernen Kontext wird es jedoch meist verwendet, um eine schwierige oder gefährliche Situation zu beschreiben, die einen Wendepunkt oder eine signifikante Veränderung mit sich bringt.

Zusammengesetzt ergibt „Polykrise“ also wörtlich „viele Krisen“. Im übertragenen Sinne bezeichnet der Begriff eine Situation oder ein Szenario, in dem mehrere Krisen gleichzeitig oder in enger Abfolge auftreten und sich gegenseitig beeinflussen oder verstärken können. Diese Krisen können unterschiedlicher Natur sein – wie ökonomisch, ökologisch, sozial oder politisch – und haben oft komplexe und weitreichende Auswirkungen.

Ursprung von Polykrise

Die Wurzeln des Begriffs „Polykrise“ liegen in der politischen Theorie und Ökonomie. Ursprünglich wurde er verwendet, um komplexe geopolitische Situationen zu beschreiben, in denen mehrere Krisen gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig beeinflussen.

Im Laufe der Zeit hat sich der Anwendungsbereich des Begriffs erweitert und umfasst nun auch wirtschaftliche, ökologische, soziale und technologische Krisen. Eine Polykrise ist gekennzeichnet durch ihre Komplexität, Mehrdimensionalität und das Potenzial, bestehende Systeme und Strukturen herauszufordern oder zu verändern.

Wo kommen Polykrisen vor?

Polykrisen sind ein globales Phänomen und können überall dort auftreten, wo komplexe Systeme und vielfältige Interessen aufeinandertreffen. Sie sind besonders in globalisierten Wirtschaftssystemen präsent, wo Verflechtungen zwischen verschiedenen Sektoren und Regionen dazu führen, dass sich Krisen schnell ausbreiten und verstärken können.

Polykrisen können natürlichen Ursprungs sein, wie Klimakatastrophen, oder durch menschliches Handeln verursacht werden, wie wirtschaftliche Rezessionen oder technologische Ausfälle.

Polykrisen in Unternehmen

Für Unternehmen manifestieren sich Polykrisen oft als eine Kombination aus wirtschaftlichen, technologischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen. Diese können die Lieferketten, die Marktnachfrage, die Mitarbeitergesundheit und -sicherheit sowie die technologische Infrastruktur beeinträchtigen.

Unternehmen müssen in der Lage sein, diese vielschichtigen Herausforderungen gleichzeitig zu bewältigen und adaptive Strategien zu entwickeln, um Resilienz und Nachhaltigkeit zu sichern. Polykrisen fordern unter anderem das Business Continuity Management heraus, das für die Fortführung des Unternehmens essenziell ist.

Bekannte Beispiele aus der Vergangenheit

Es gibt einige konkrete Beispiele für Polykrisen, die sich spezifisch auf einzelne Unternehmen ausgewirkt haben. Diese Situationen zeigen oft, wie eine Kombination von Herausforderungen aus unterschiedlichen Bereichen zu einer komplexen Krise führen kann. Hier sind einige Beispiele:

  • Toyota Rückrufkrise (2009-2011): Toyota musste Millionen von Fahrzeugen aufgrund von Sicherheitsbedenken zurückrufen, was eine Polykrise auslöste. Die Situation verband Produktionsfehler, Sicherheitsbedenken, rechtliche Herausforderungen und einen erheblichen Reputationsverlust. Dies beeinträchtigte nicht nur das finanzielle Ergebnis des Unternehmens, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher in die Marke.
  • BP Ölkatastrophe im Golf von Mexiko (2010): Die Explosion auf der Ölplattform Deepwater Horizon und der daraus resultierende massive Ölaustritt führten zu einer Polykrise für BP. Die Krise umfasste Umweltzerstörung, rechtliche Auseinandersetzungen, öffentliche Empörung, enorme finanzielle Verluste und langfristige Schäden für das Markenimage.
  • Lehman Brothers Kollaps (2008): Der Zusammenbruch von Lehman Brothers während der globalen Finanzkrise war eine Polykrise, die durch eine Kombination aus riskanten Finanzpraktiken, Marktzusammenbrüchen und unzureichender Regulierung verursacht wurde. Dies führte zu weitreichenden Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und veränderte das Bankwesen und die Finanzmarktregulierung nachhaltig.
  • Enron-Skandal (2001): Der Zusammenbruch von Enron nach einem weitreichenden Betrugs- und Korruptionsskandal war eine Polykrise, die finanzielle, rechtliche und ethische Aspekte umfasste. Dies führte zu erheblichen Verlusten für Investoren, Änderungen in der Unternehmensgesetzgebung und einem tiefgreifenden Vertrauensverlust in die Unternehmensführung und Wirtschaftsprüfung.

Diese Beispiele zeigen, wie sich Polykrisen auf einzelne Unternehmen auswirken können, indem sie eine Kombination von Herausforderungen aus verschiedenen Bereichen mit sich bringen, die das Unternehmen gleichzeitig bewältigen muss.

Sie unterstreichen die Notwendigkeit für Unternehmen, robuste Risikomanagement- und Krisenbewältigungsstrategien zu entwickeln und vorab die nötigen Vorkehrungen dafür zu treffen. Alarmierungssysteme, wie jene von safeREACH, können Ihnen beim Krisenmanagement und bei der Alarmierung in Notsituationen unterstützend zur Seite stehen.

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